Auswandern

ausgewandert

ARD Liveblog: 24.9.2017 von claireannelage
Es wird Zeit auszuwandern stellt sich nur die Frage wohin? Alternativ bleibt nur ins Koma zu fallen, was aber angesichts des Ergebnisses nicht allzuschwer fallen dürfte ... Denk ich an Deutschland in der Nacht – aber es ist nicht Wonne die mich wach hält, eher die Sorge um die Zukunft …“

Antwort Kommentar:
„Wohin? Denn es gibt kaum ein Land in dem es den Menschen besser geht als hier in Deutschland. Sonst wüßten Sie ja wohin Sie gehen jönnten. Daß Merkel weiter regiert ist gut und richtig. Nur diese üblen 13% für die rechten Poopulisten der AfD sind ein übles Ergenis der heutigen Wahl.“

Motto von Mutti Merkel: In der Ruhe liegt die Kraft.“

Sehr geehrter Herr Dobat,
nach Rücksprache mit dem Bundesverwaltungsamt bezüglich Ihrer Entlassung aus der deutschen Staatsangehörigkeit, benötigt das BVA eine deutsche Übersetzung Ihrer indonesischen Einbürgerungszusicherung. Ohne diese Übersetzung kann eine entsprechende Entlassungsurkunde leider nicht ausgestellt werden. Wir würden Sie daher bitten, Ihre Einbürgerungszusicherung entsprechend übersetzen zu lassen. Sehr gerne kann ich Ihnen eine Liste mit Übersetzern zuschicken. Ich würde Sie auch bitten, uns die Übersetzung dann zukommen zu lassen. Wir würden diese dann an das BVA weiterleiten.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Thieler (Embassy of the Federal Republic of Germany)

Sehr geehrte Frau Thieler,
ich habe keine Entlassungsurkunde von der Botschaft verlangt. Das ist wahrscheinlich nur eine weitere konfuse Idee von Frau Nengsih.
Mit freundlichem Gruß
Thomas Dobat

Ein guter Rat

Aezige-&-Verena

Roland Hanewald (*1942) hat sich als Offizier der Handelsmarine und auf intensiven Tropen-Reisen viel Erfahrung im Leben und Überleben in dieser Region erworben. D war ihm zu kalt, eng und langweilig. Auch fehlte das vernünftige Verhältnis zur Natur. Deshalb wanderte er 1968 aus und gründete auf der philippinischen Insel Luzon eine neue Existenz – mit einheimischer Frau und 4 Kindern. So konnte er in seinem „Tropenbuch“ (1981) auch manch richtige Erkenntnis über Erfolg und Mißerfolg gemischter Ehen vermitteln, bei denen die Gefahr einer Mesalliance „außerordentlich groß“ sei – besonders bei Thailänderinnen. Viele würden nur deshalb einen Deutschen heiraten, um nach schneller Scheidung in den Genuß bundesdeutscher Scheidungs-Regeln zu kommen. Die neuen sozialen Netze haben den Trend verstärkt, nachdem schon vorher den massenhaft interessierten asiatischen Damen Aussehen, Alter und persönliche Verhältnisse ihres zukünftigen „Sugardaddy“ völlig unwichtig sind. Rentner (83) in Thailand: „Ich war schon 4x verheiratet mit ner schönen Thai. Eine ist verstorben, und die anderen waren auf einmal nicht mehr da.“
Nach Hanewald sollte eine möglichst große Anzahl von Gemeinsamkeiten vorhanden sein. Wie langweilig! Sind Ehen mit sehr gleichartigen Partnern haltbarer? Mir war schon klar, daß es so gut wie keine Ähnlichkeiten mit meiner Exotin gab, aber gerade DAS war interessant, belebend und herausfordernd. Außerdem scheinen mir die gemeinsamen Projekte während der Ehe das Entscheidende für das Entstehen von Gemeinsamkeit zu sein, denn wer kennt schon seinen Partner wirklich, wenn er ihm gerade erst begegnet ist. Das anerkennt auch Hanewald im Buch: „Bei richtigem Management der Mittel, d.h. der Beiträge zweier Kulturen und Denkarten, bietet sich hier also die Möglichkeit an, einen gemeinsamen Lebenskomplex zu entwickeln, in dem die Andersartigkeit des Partners immer wieder fasziniert, und in dem immer neue Wendungen und Entdeckungen (wenn sie auch an den unvermeidlichen Turbulenzen nicht vorbeiführen mögen) von höchster Essenz für die Abwendung der Langeweile sind, die – als letzte Gemeinsamkeit – das Ende jeder Ehe einleitet … Je höher der Bildungsstand, desto müheloser ist im allgemeinen die Anpassung: Man hat keine falschen Vorstellungen und kann den unvermeidlichen Zusammenprall mit dem Neuen intellektuell verarbeiten; Probleme lassen sich artikulieren und derart lösen. Schwieriger ist es mitunter für viele einfachere Naturen, die vielfach über das Trauma der Entwurzelung nicht hinwegkommen.“ Dabei „steigen vor allem Frauen aus bescheidenen Hintergründen“ die Reizüberflutung und das vermeintliche Alles-haben-können zu Kopf „und führen letztlich zu einem Größenwahn, der sich ruinös auf die stabilste Beziehung auswirken muß. Genau so war es. Die Welt kennenlernen, verschiedene Sprachen beherrschen, westliches Luxusleben und emanzipatorische Freiheit genießen, mit Geld spekulieren, plötzlich alles können und zur Verfügung haben – nur etwas Wesentliches nicht: kulturell gewachsene westliche Maßstäbe, die auf dualistischem Denken beruhen, Fähigkeit zur Analyse der eigenen Wünsche und Wege, zu deren Verwirklichung.
Der Gebildete trägt sein Potential in sich, die Ungebildete benötigt sich ständig erneuernde Außenreize. Das Klima in D zu kalt-feucht, auf Sulawesi zu schwül, das Essen entweder zu wenig oder zu stark gewürzt, die Ordnung erdrückend und diskrimierend oder zu chaotisch. Im Grunde gibt es für die mit sich selbst Unzufriedene keinen passenden Platz auf der Welt – außer sie wird zur Dauer-Reisenden. Da ich spürte, wie meine Frau in D litt, ich andererseits abenteuerlustig war, mich Natur und Kultur Indonesiens interessierten, und soziale Bezüge schon in D keine besondere Rolle spielten, wählte ich den Sprung in ihr Heimatdorf, den ich bis heute nicht bereue. Falsch war nur, meine Frau überschätzt zu haben – wobei offen ist, welche Chancen bestehen, einen orientierungslosen Menschen richtig einzuschätzen. „Die moderne Frau in den tropischen Städten hält nicht viel von dieser Zurück-zur-Natur-Bewegung. Sie kam vor nicht allzu langer Zeit gerade dorther und drängt mit Macht in die andere Richtung.“ Ich habe das damals gelesen, aber nicht auf meine Frau bezogen, denn wir hatten offensichtlich gemeinsame Ziele.
Nun befindet sie sich wieder fast ganz unten. Sie, die keine Lust mehr zum Kochen hatte, muß jetzt als alte Frau um 4Uhr morgens für eine Kuchen-Bäckerin arbeiten, um ihre Schulden bezahlen zu können, und ist von ihren Zielen meilenweit entfernt.
Ich dagegen lebe zwar allein – was für mich vielleicht sowieso der angemessenste Zustand ist – aber immerhin an einem selbstgestalteten Ort meiner Sehnsucht. Nur der Tod droht noch unangenehm zu werden. Jedoch gilt auch dafür: “If you feel unwell, take a vacation – you can’t afford to die in Germany.”
Und wie ging es mit Roland Hanewald weiter? Im Internet fand ich dazu fast nichts, außer: Er lebte einige Zeit auf den Philippinen und seit 1995 in Friesland. Kalt, eng und langweilig?
Das sagt mir was.

Inselleben

Lucy

Das ist schon SEHR interessant – jedenfalls für mich: Damals in D hab ich alles gelesen über tropisches Inselleben, was ich in die Finger kriegen konnte. Hatte genuch Zeit, mich vorzubereiten. Nun wiedergelesen und verglichen: Was ist auch so gelaufen, was ganz anders? Bei Lucy Irvine, *1956 („Eva und Mister Robinson“, 1983), stimmte 1980 die Versuchsanordnung für 14 Monate Insel in der Torres-Strait von vorherein nich. Man heiratet dafür keinen erheblich älteren Mann (Gerald W. Kingsland, 1930-2000), der einen per Anzeige in einem Londoner Magazin aufgegabelt hat, und macht dann erst auf der Insel die Erfahrung, daß man nich zusammenpaßt. Dabei fühlte sie sich als Teil der Nachkriegs-Generation, die wie ich durchaus zum Ausstieg bereit war, denn alles Alte schien versagt zu haben: „In gewisser Weise jedoch war es das goldene Zeitalter der Möglichkeiten … Mauern und Barrieren fielen in alle Richtungen, und man konnte entweder selbst helfen, sie umzustoßen, oder man stand bloß dabei und sah zu.“ Doch für die beiden naiven Neu-Insulaner entwickelt sich das fast tödlich.
Der Holländer Bob Snoijink (*1946) hatte da mit seiner indonesischen Frau und deren prämenstrueller Launenhaftigkeit mehr Erfahrung. Trotzdem begannen sie 1987 ihr einjähriges Inselleben (Pazifisches Glück“, 1991) mit einer schon vorher zerrütteten Ehe, die durch den tropischen Einfluß genas. So gesehen, wäre noch Platz auf dem kriselnden Büchermarkt für meine dritte Variante: Ehe geht erst durch den Insel-Aufenthalt kaputt. Doch scheint auch bei Bob was schiefgelaufen zu sein. Das sentimentale Ende seines Buchs verlangt die Beantwortung der Frage: Welche Folgen hatte der Aufenthalt auf der Fiji-Insel? Nur Wikipedia klärt auf, daß er inzwischen nicht mehr mit der selben Frau verheiratet ist, mit der er nur den Größenunterschied gemeinsam hatte. Somit bestätigt sich mein Eindruck einer stellenweise pathetisch-esoterisch verklärten Insel-Erfahrung, die letztlich an der Wirklichkeit zerschellte. Wie weit reichte die gespürte Erleuchtung? „Ist das vielleicht Erleuchtung? In Harmonie zu leben und sich auf jeden neuen Tag zu freuen, weil sich die Problematik des Lebens auf eine überschaubare Einfachheit reduziert hat?“ Diese unprätentiöse Weisheit scheint „man als Gratisbeigabe zu bekommen, wenn man von der Natur und in enger Verbundenheit mit ihr lebt.“ Es muß ja nicht ein menschenfeindliches Ökotop sein mit Trinkwasser-Problemen, nur 10m über dem Meeresspiegel – bei bis zu 15m Sturmfluten. „Der Ozean ist ein Ort der Paranoia, wo jeder von jedem gejagt wird … Urwald ist per definitionem unangenehm.“ Und so ist Bob schließlich doch in dem Land verblieben, in dem „Besorgtheit als eine Grundeigenschaft von Generation zu Generation“ weitervererbt wird, jedoch „jeder Büroangestellte von einem Leben auf einer unbewohnten Insel“ träumt – weit entfernt von allem und jedem, aber nahe an dem, was zählt, „denn das Leben hier hat eine Qualität, die im Westen sehr teuer bezahlt werden muß oder die es dort gar nicht gibt“.